Caroline Mathilde in Celle

Familie des Prince of Wales, Friedrich Ludwig von Hannover und Augusta von Sachsen-Gotha, den Eltern der Caroline-Mathilde
Familie des Prince of Wales, Friedrich Ludwig von Hannover und Augusta von Sachsen-Gotha, den Eltern der Caroline-Mathilde

Die dänische Königin Caroline Mathilde 

Caroline Mathilde

wurde als letztes von neun Kindern des Prince of Wales, Friedrich Ludwig von Hannover, fast vier Monate nach dem Tod des Vaters geboren.

Ihre Mutter war Augusta von Sachsen-Gotha. Caroline Mathildes ältester Bruder wurde 1751 Prince of Wales und folgte 1760 als König Georg III. von Großbritannien und Irland seinem Großvater. Obwohl ihr Vater vor ihrer Geburt gestorben und sein Titel auf ihren Bruder Georg übergegangen war, wurde sie nicht als Schwester, sondern als Tochter des Prince of Wales bezeichnet.

Caroline Mathilde wuchs fern vom Hof in Kew auf, wo ihre Mutter Gärten anlegte und pflegte. Diese Leidenschaft teilte ihre Mutter mit dem Premierminister Lord Bute, zu dem ihr ein Verhältnis nachgesagt wurde. Aus Caroline Mathildes Jugend sind nur zwei öffentliche Auftritte, 1761 bei der Krönung ihres Bruders zum König und 1764 als Brautjungfer bei der Heirat ihrer ältesten Schwester Augusta mit dem braunschweigischen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand, bekannt, ansonsten weiß man wenig über ihre Jugend.

Caroline Mathilde - meist nur "Matilda" genannt, während der volle Name in offiziellen Papieren erschien - wurde puritanisch erzogen. Sie erhielt eine gute Ausbildung, sprach nach zeitgenössischen Berichten Englisch, Französisch, Deutsch, Dänisch und Italienisch, spielte Cembalo und las gern und viel. Da ihre Mutter schon bei ihrer Geburt nicht mehr Frau des Thronfolgers, sondern nur noch dessen Witwe war, war Mathilde für Heiratsambitionen wenig interessant.

Im Alter von dreizehn  Jahren wurde Caroline Mathilde ohne ihr Wissen mit dem zwei Jahre älteren dänisch-norwegischen König Christian VII., ihrem Cousin ersten Grades, verlobt. Diese Ehe war von dem dänischen Staatsminister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff eingefädelt worden, dem es darum ging, das gute Verhältnis Dänemark-Norwegens zu Großbritannien zu festigen.

Bereits Caroline Mathildes frühverstorbene Schwiegermutter Louise war eine englische Prinzessin gewesen. Am 14. Juli 1766 wurde nach langen Verhandlungen der Ehevertrag unterschrieben, mit dem Caroline Mathilde aus dem englischen Königshaus ausschied. Ihre Mitgift ging vollständig in den Besitz der dänischen Krone über.

Bernstorff, der um die psychische Labilität des jungen Königs wusste und hoffte, dass die Ehe dessen Ausschweifungen Einhalt gebieten würde, drängte auf eine baldige Hochzeit, obwohl Georg III. seine Schwester noch für zu jung hielt. Am 1. Oktober 1766 fand in London die Trauung "per procurationem" statt. Anschließend reiste die junge Braut ab und wurde in Altona den dänischen Behörden übergeben. Dabei wurde auch der gesamte Hofstaat ausgetauscht. Ihre Kammerfrau wurde Louise von Plessen. Die eigentliche Hochzeit folgte am 8. November 1766 im Schloss Christiansborg in Kopenhagen. Am 1. Mai 1767 wurden Caroline Mathilde und Christian VII. gekrönt.

Christian VII König von Dänemark

Christian war noch keine drei Jahre alt, als seine Mutter während ihrer sechsten Schwangerschaft starb. Dem Prinzen blieb elterliche Zuneigung künftig versagt. Seine Stiefmutter Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel, die sein Vater kein Jahr später ehelichte, zeigte keinerlei Interesse für ihn, sondern zog ihren leiblichen Sohn Frederik vor. Dem Vater selbst wurde das schüchterne, sensible Kind, das überdies zu epileptischen Anfällen neigte, zunehmend gleichgültig. Von seinem Erzieher, Graf Detlev von Reventlow (1712-1783), wurde Christian sehr streng behandelt. Interesse am Regierungsgeschäft wurde bei dieser Erziehung bewusst nicht geweckt.

Dabei galt Christian als Jugendlicher als intelligent, und sein Lehrer für französische Literatur, Élie-Salomon-François Reverdil, förderte sein Interesse an der Philosophie und der Aufklärung. Er zeigte jedoch schon in jungen Jahren Anzeichen von Geisteskrankheit. Ole Sylvester Joergensen  vermutet  das Asperger-Syndrom als Ursache der sozialen Störungen Christians. Als noch wahrscheinlicher dürften auch die von seinen Bezugspersonen in der frühen Kindheit zugefügten permanenten Herabsetzungen und Strafmassnahmen zu seinen psychischen Deformationen geführt haben. Aus solch einem Psychoterror, genannt Erziehung, kann sich ein LKind nicht befreien. Was folgt sind Ausbruchsversuche, wie sie Christian immer wieder in Anfällen und "infantilen" Reaktionen zeigte.

Christian nahm  daher nach dieser Zwangsheirat  auch kaum Notiz von seiner jungen Frau, sondern vergnügte sich weiterhin wie gewohnt bei den zahlreichen Hoffesten und mit seiner sado-masochistischen "Geliebten"  Anna -Cathrine Benthagen ( die "Stiefelkathrin" der er als Knabe quasi von Holck "zugeführt"  worden war ).

Die junge Königin bemühte sich ihre neue Heimat kennenzulernen, litt aber zunehmend unter der Missachtung ihres Mannes und der strengen, äusserst restriktiven  "Hofetikette", welche nur darauf abzielte, die Macht des Königspaars rücksichtslos zu beschneiden und alle judikative und exekutive Macht beim "Geheimen Conseil", also bei den führenden Hofbeamten und Ministern zu konzentrieren. So hatte es der Hof schon bei dem vorherigen König praktiziert.

Überhaupt mussten am dänischen Hof furchtbare Sitten geherrscht haben, denn der französische Gesandte berichtete nach Paris "..sie können nicht einmald ihre eigene Sprache richtig sprechen und sie benehmen sich bei Tisch wie die Schweine".

Am 28. Januar 1768 brachte Caroline Mathilde  im Alter von sechzehn Jahren ihr erstes Kind zur Welt, den Kronprinzen und späteren König von Dänemark und Norwegen Friedrich VI. Kurz danach entließ der König ihre Oberhofmeisterin Louise von Plessen, weil diese ihn zu einer freundlicheren Behandlung seiner jungen Frau gemahnt hatte.

Im Mai desselben Jahres unternahm Christian VII. eine längere Reise durch Europa -  - siehe die page "Anhang" - mit Aufenthalten in  Paris und London, während Caroline Mathilde den Sommer auf Schloss Frederiksborg mit ihrem neugeborenen Kind verbrachte. Während dieser Zeit begann sie, sich in das Hofleben einzufügen.

Link: Eine detaillierte Schilderung der Europareise aus dem Jahre 1830:

https://www.kiel-maritim.de/index.php/kiel-canal/52-christian-vii-auslaendische-reise-1768

Der König kehrte am 12. Januar 1769 nach Kopenhagen zurück, brachte Johann Friedrich Struensee als Leibarzt an seinen Hof und ernannte ihn später zum Minister. Er hatte Struensee zu Beginn seiner Reise in Altona kennengelernt. Der aufgeklärte Reformer und fähige Arzt Struensee war offenbar in der Lage, mit der schwierigen seelischen Verfassung des Königs offen und psychologisch geschickt umzugehen, und der König entwickelte ein besonderes Vertrauen zu ihm, ja wahrscheinlich überhaupt erstmals Vertrauen zu einem anderen Menschen am Hof.

Die überraus restriktive, ja manipulative "Erziehung"  bei Hof hatte Christian  zu einem unselbstständigen  und unsicheren Menschen gemacht, der dies naturgemäss nur mit Eskapismus kompensieren konnte. Diese Weltflucht nahm bizarre Formen an, Symptome seiner psychischen Deformationen . Er wurde von interessierten Personen am Hof zum unmündigen Kind erzogen und später folgerichtig und mit Erfolg auch so behandelt.

Seinem Wunsch, dass auch seine Frau den neuen Vertrauten kennenlernen sollte, begegnete Caroline Mathilde zunächst mit Misstrauen, da sie Christians sonstige Günstlinge nicht schätzte.

Die sogenannte Struensee-Affäre

Caroline Mathilde war unglücklich in ihrer Ehe mit Christian, der sie wenig beachtete und dessen angebliche "Geisteskrankheit"  sich immer deutlicher ausprägte.

Während eines Aufenthaltes auf Schloss Frederiksberg im Sommer 1769 empfahl Struensee dem Königspaar zur Förderung der Gesundheit und der Gemeinsamkeit zusammen auszureiten. Die 19-jährige Königin fand großes Gefallen an den von Struensee vorgeschlagenen Ausritten. Dass sie dafür um der besseren Beweglichkeit willen in Hosen im Herrensattel saß, erregte großes Aufsehen und Anstoß und wurde bald Inhalt zahlreicher nach der Einführung der Pressefreiheit erscheinenden Flugblätter. Nach Aussage ihrer Kammerfrau Elisabeth von Eyben begann das Liebesverhältnis zu Struensee bereits während dieser Reise.

Während einer Pockenepidemie in Kopenhagen 1770 impfte Struensee auch den Kronprinzen Friedrich gegen die Pocken. Damit gewann er endgültig die Zuneigung und das Vertrauen der Königin. Sie verliebte sich in Struensee und begann spätestens im Frühling des Jahres 1770 eine Liebesbeziehung mit ihm, die dem König anscheinend gleichgültig, vielleicht sogar willkommen war. So ergab sich eine harmonische Ménage à trois.

Im Sommer 1771 war auch Struensee dabei, als der Hof von Frederiksberg über Schloss Gottorf nach Schloss Traventhal reiste. Auf der gesamten Reise war Caroline Mathilde nach den späteren Aussagen ihrer Kammerfrauen häufig krank, habe keine Nacht mit dem König verbracht, aber dafür umso mehr die Gesellschaft des Leibarztes gesucht.


Auf der Rückreise verkaufte die Königin in Hamburg einen Teil ihres Schmucks, um einen neuen Orden, den Mathildenorden, zu stiften. Zu den zwölf Empfängern des am Geburtstag des Königs am 29. Januar 1771 verliehenen Ordens gehörten neben dem Königspaar, der Königinwitwe Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel und ihrem Sohn Erbprinz Friedrich auch Struensee.

Am 7. Juli 1771 kam Prinzessin Louise Augusta auf Schloss Hirschholm zur Welt, deren Vater mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der König, sondern Struensee war. Christian VII. erkannte Louise Augusta allen Zweifeln zum Trotz an. Anlässlich ihrer Taufe erhob er Struensee zum Grafen.

Gerüchte über das Verhältnis der Königin mit Struensee mehrten sich und gingen bis zu dem Verdacht, das Paar wolle den König und dessen Stiefmutter beseitigen, um heiraten zu können. Zudem wirkte Struensee als Minister der Reformen im Sinne der Aufklärung und minderte die Macht und den Einfluß des Adels am Hof.

Die interessierten Adeligen am Hof spielten der Stiefmutter des Königs, Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Dokument zu, das über ein angebliches Komplott berichtete, mit dem der König zur Abdankung gezwungen werden sollte. Struensee solle den Staatsstreich genauestens vorbereitet haben, Christian VII. solle am 28. Januar 1772 verhaftet und zur Abdankung gezwungen werden. Der offizielle Hofberichterstatter, Peter Suhm, überreichte Juliane Marie die Kopie des angeblich geheimen Papiers, das aus Struensees Tresor sein sollte.


Mit dieser Verdächtigung mittels eines gefälschten Papiers wurde Struensee nach einem im Kopenhagener Schloss veranstalteten Maskenball am 17. Januar 1772 um 4 Uhr morgens verhaftet, die Königin kam in  sogenannte "Schutzhaft"  ( also eine ohne Urteil  erfolgte illegitime Verhaftung  bzw. Entführung ) nach Schloss Kronborg. Um das Vorhaben schnell in die Tat zu setzen, wurde der König Christian unter einem Vorwand vom Ort des Geschehens entfernt und über das Verfahren nicht oder falsch informiert. De facto wurde er entführt, festgesetzt, nicht korrekt  informiert bzw. belogen und an selbständigen Handeln gehindert.

Die gesamte Korrespondenz der Königin wurde ohne ein Gerichtsurteil  beschlagnahmt und nach Spuren einer "Verschwörung"  untersucht. Eine eigene "Kommission"  ( kein ordentliches Gericht ! ) wurde vom Hof eingesetzt, um ihr Verhalten zu untersuchen. Auch über den verkauften Schmuck wurde "verhandelt" . Am 8. März 1772, Caroline Mathilde war noch nicht 21 Jahre alt, wurde ihr ein Geständnis Struensees vorgelegt und sie selber unterschrieb angeblich ein bereits vorbereitetes Geständnis, nachdem man ihr Hoffnung gemacht hatte, dass sie damit möglicherweise Struensees Leben retten könne. Die Echtheit dieser "Unterschrift" wird bezweifelt.

Der damalige britische Botschafter Oberst Keith bezweifelte bis an sein Lebensende die Echtheit dieser Signatur - diese sei höchstens unter Drohung und Erpressung zustande gekommen.

Das ganze Vorgehen des Hofes entsprach in allen Einzelheiten einem Staatsstreich.

Am 14. März wurde das "Scheidungsverfahren" eröffnet, bei dem Caroline Mathilde allerdings nicht aussagen durfte ( ! )  und dessen Urteil schon vor Beginn feststand. Auch der König, der  nichts vom Scheidungsverfahren wusste, war dabei nicht anwesend ( ! ) Im Verfahren konnte die Schuld der Angeklagten nicht bewiesen werden; wie der Rechtsbeistand der Königin Dr. Uldall  in einer Verteidigungsrede darlegte, seien all die dargelegten Beweise lediglich Gerüchte, Verdächtigungen und Klatsch aus zweiter und dritter Hand sowie böswillige Unterstellungen.

Bemerkenswert ist dabei, dass Uldall ein Näheverhältnis zu Juliane hatte und von dieser ausgesucht worden war. Am 6. April wurde die Scheidung ausgesprochen. Überraschenderweise wurde Louise Augusta, als deren Vater stets Struensee galt, als königliche Prinzessin anerkannt - obwohl die Königin zu diesem Zeitpunkt bereits ein Verhältnis mit Struensee gehabt hatte. Louise Augusta heiratete später Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Wäre es nach Juliane gegangen, wären beide Kinder für illegitim erklärt worden, um ihren eigenen Sohn Friedrich den Weg zum dänischen Thron zu ermöglichen.

Das offizielle Verfahren gegen Struensee begann am 21. April 1772. Ihm wurden neben dem Verhältnis zu Caroline Mathilde Hochverrat, Amtsanmaßung und Bereicherung vorgeworfen. Am Ausgang des Prozesses gab es keinen Zweifel, denn schon am 15. April (sechs Tage vor Beginn des Verfahrens) war er schuldig gesprochen worden.

Die besonders brutal vollzogene Hinrichtung erfolgte am 28. April 1772.

Die beabsichtigte abschreckende Wirkung des blutigen Spektakels verfehlte jedoch weitgehend ihre Wirkung, denn viele Menschen verliessen angewidert noch vor dem grausigen Schauspiel der Vierteilung die Hinrichtungsstätte. Es war nichts als eine abstoßende Demonstration der blanken Macht, das letzte Aufbäumen eines überlebten, korrupten, absolutistischen Systems.  Man konnte zwar Struensee ermorden, die Ideen der Aufklärung und die längst überfälligen Reformen waren nicht mehr aufzuhalten.

Nur siebzehn Jahre danach fegte die französische Revolution die alte Welt in Europa hinweg.

Caroline Mathilde sollte zunächst nach Aalborg gebracht werden, doch ihr Bruder, der englische König George, verlangte, dass Dänemark ihre gesamte Mitgift zurückzahlen und sie in sein Herrschaftsgebiet umziehen sollte, wo sie auf seine Kosten versorgt werden sollte.

Am 31. Mai 1772 musste sie sich von ihrer Tochter, die sie bis dahin bei sich gehabt hatte, verabschieden und verließ Dänemark. In Dänemark wurde sie nach ihrer Abreise vollkommen totgeschwiegen. Die von ihr gestifteten Orden wurden wieder eingefordert und die Edelsteine neu verwendet. Selbst das nach ihr benannte Linienschiff Dronning Caroline Mathilde der dänisch-norwegischen Marine wurde in Øresund umbenannt.

Die Verbannung nach Celle


Nachdem ihre Ehe mit dem König aufgelöst worden war, wurde Caroline Mathilde von ihren Kindern getrennt und ins Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, das Georg III. in Personalunion mit Großbritannien regierte, verbannt. Zunächst brachte man sie im Jagdschloss Göhrde unter, wo sie von ihrer Schwester Augusta, die gleichzeitig ihre Patin war, gleich nach ihrer Ankunft besucht wurde. Während des Sommers wurde das seit fast siebzig Jahren ungenutzte Schloss Celle für sie renoviert und neu möbliert. Das Theater wurde ganz neu gestaltet. Im Oktober 1772 zog sie nach Celle, wo sie mit großer Freude und Festlichkeiten empfangen wurde.

Mit Ernst zu Mecklenburg, dem Gouverneur von Celle, und dessen Bruder Karl, den Schwägern ihres Bruders, verband sie bald eine Freundschaft. Täglich besuchte sie die Stadt, nur in Begleitung ihrer einzigen Hofdame Louise von Plessen, und suchte den Kontakt zu den verschiedensten Menschen. Auch Georg Christoph Lichtenberg gehörte zu ihren Besuchern.

Sie praktizierte in Celle, was sie in Kopenhagen von Struensee gelernt hatte - ihr kleiner Hof stand allen Schichten der Bevölkerung weit offen und ihre Gesellschaften wurden durch interessante Persönlichkeiten aus dem Bürgerstand belebt. Daneben förderte ihr Aufenthalt das kulturelle Leben der Stadt. Wie aus Leihzetteln der Königlichen Bibliothek in Hannover ersichtlich, las sie in ihrem Exil viel, neben Gellert auch Werke französischer Philosophen und historische und politische Abhandlungen. Nach dem Vorbild ihrer Mutter legte sie Gärten an. Die zuvor für ihre Schönheit bekannte Caroline Mathilde flüchtete sich in das Essen und nahm stark zu.

Caroline Mathilde lebte in der Hoffnung, ihr geschiedener Mann werde aufgrund seiner Geisteskrankheit des Thrones enthoben und sie werde nach Dänemark zu ihren Kindern zurückkehren dürfen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Schließlich nahm sie die vierjährige Halbwaise Sophie von Bennigsen (1769-1850) in Pflege. Sophies Vater Levin August von Bennigsen hatte Celle 1773 nach dem Tod seiner ersten Frau verlassen, um in russischen Dienst zu treten. Auf Vermittlung von Sophia von Steinberg, der Stiefmutter der verstorbenen Friederike Amalie Louise von Bennigsen, kam das kleine Mädchen in Caroline Mathildes Obhut. Sie wurde zusammen mit der sechsjährigen Amalia von Ompteda, der Tochter ihrer Oberhofmeisterin, aufgezogen und milderte den Schmerz der Königin über den Verlust ihrer Kinder.

Schon drei Jahre später starb Caroline Mathilde, noch nicht 24 Jahre alt, nach sechstägiger Krankheit am 10. Mai 1775 überraschend,. An Scharlach, wie man kolportierte.

Georg Christoph Lichtenberg jedoch, der Caroline-Mathilde im Celler Schloß beim Dinieren zugesehen hatte und darüber in seinen Briefen berichtete glaubte - wie viele seiner Zeitgenossen - Caroline-Mathilde sei "an dänischem Gift" gestorben, was in der Tat die weit glaubhaftere Version ist.  Hinter vorgehaltener Hand hiess es :  Bernstorffs Arme reichten weit.


Wie 

Georg Christoph Lichtenberg 

einmal Caroline Mathilde beim Abendessen zusah:

https://www.literatur-niedersachsen.de/landgang/detailansicht/professor-lichtenberg-schaut-einer-koenigin-beim-abendessen-zu-und-wirkt-sichtlich-beeindruckt.html



In diesem Frühjahr grassierte eine Scharlachepidemie in Celle und Umgebung, und Caroline Mathilde hatte am Vortag noch den ganzen Tag am Bett ihrer Pflegetochter verbracht, die erkrankt war. Möglicherweise litt sie aber auch wie ihr Bruder Georg III. an Porphyrie. Ihr Leichnam wurde wegen der Infektionsgefahr noch in derselben Nacht in der Fürstengruft in der Stadtkirche St. Marien in Celle neben dem Grab ihrer Urgroßmutter Sophie Dorothea beigesetzt. Der Prunksarg, den Georg III. für seine Schwester in Auftrag gab, wurde erst 1789 fertiggestellt.

Obwohl Caroline Mathilde kein Testament hinterlassen hatte, erhielt Sophie von Bennigsen, deren Unterhalt sie aus ihrer Privatschatulle bestritten hatte, von Georg III. eine jährliche, lebenslange Pension von 400 Reichstalern und erbte Schmuck und Möbel aus dem Nachlass der Königin. 1786 heiratete Sophie von Bennigsen den lüneburgschen Landrat Karl von Lenthe (1746-1815). Karl und Adolf Carl Daniel von Auersperg waren ihre Enkel.

Caroline Mathildes Schicksal wurde schon bald zur Legende. Schon 1773 erschien eine Sammlung fingierter Briefe, in denen sie ihre und Struensees Unschuld beteuert.Nach ihrem frühen Tod erschienen weitere Veröffentlichungen, die das Bild einer der Staatsräson geopferten, unschuldig Leidenden verbreiteten .

Caroline Mathildes Beliebtheit im Kurfürstentum zeigte sich daran, dass Ritterschaft und Landstände nur wenige Wochen nach ihrem Tod um Erlaubnis baten, ihr ein Denkmal errichten zu dürfen, das bei dem Bildhauer Adam Friedrich Oeser in Auftrag gegeben und 1784 im Französischen Garten von Celle aufgestellt wurde. Einen weiteren Gedenkstein ließ Ernst von Mecklenburg aufstellen.  ( alle Daten ohne Gewähr - Quelle wikipedia )

Aus dem Damen-Konversations Lexikon von 1834:

Karoline Mathilde, Königin von Dänemark,

eine Fürstin, geistreich und liebenswürdig, schön und tugendhaft; aber unglücklich, wie wenige ihres Geschlechtes und Ranges, fiel als ein Opfer der härtesten Verfolgung, der boshaftesten Kabale. Kaum hatten ihr die Tage des Glückes und der Jugend gelächelt, als schon finsterer Gram, Schmach, Erniedrigung und ein früher Tod ihr Loos wurden.

Geb. den 22. Juli 1751, als Tochter des Prinzen Friedrich von Wales und Schwester des nachmaligen Königs Georg III. von England, wurde sie schon in ihrem 15. Jahre mit dem König Christian VII. von Dänemark vermählt. Diese Verbindung schien im Anbeginne eine der glücklichsten von der Welt; denn die Schönheit, Huld und Leutseligkeit der jungen Königin fesselte nicht nur den König, sondern auch das Volk und den Hof. Was aber in den Augen aller Wohlwollenden ihr zum Ruhme und Verdienste gereichte, das zog ihr den Haß der beiden verwitweten Königinnen, der Großmutter Christian's, Sophia Magdalena, und seiner Stiefmutter, Juliane Marie von Braunschweig, zu. Jene, an dem steifen Hofceremoniel Ludwig's XIV. hängend, nahm Anstoß an dem jugendlich-heitern Wesen, an der Herablassung der jungen Königin; diese fürchtete für ihren Einfluß auf den schwachen Fürsten, den sie bisher größtenheils geleitet und beherrscht hatte, und so ward schon frühzeitig der Himmel der jungen Fürstin durch kleinliche Hofintriguen getrübt.

So lange Karoline Christian's Liebe besaß, ertrug sie geduldig alle Feindseligkeiten dieser Art, verzieh edelmüthig und verschloß den Gram in ihre Brust; als aber in Folge jener Intriguen des Königs Neigung erkaltete, da ließ sich Karoline zu Klagen hinreißen, die, so gerecht sie auch waren, dem Haß und der Verfolgung der alten Königinnen nur neue Nahrung gaben. Dieß fiel in jene Zeit, als der talentvolle Struensee am dänischen Hofe eine glänzende Rolle zu spielen begann. Dieser, ursprünglich Leibarzt und Reisegesellschafter des Königs, stieg in dessen Gunst so schnell, daß er einen fast unumschränkten Einfluß über ihn ausübte. Durch ihn, der über den König so viel vermochte, der rasch hinter einander zum Conferenzrath, Vorleser der Königin, Minister etc. emporstieg, wollte K. ihren Einfluß auf den König, seine Liebe und dadurch einen Antheil an der Regierung, den alten Königinnen zum Trotz, wieder erlangen. Dieser Plan war nur das Werk einer erlaubten Nothwehr; sie wollte den Platz einer Königin wieder einnehmen, von dem man sie ungerechter Weise verdrängt hatte. Der Zweck ward erreicht; Struensee, als Premierminister im Besitze der obersten Gewalt, leitete von nun an alle Geschäfte im Einverständnisse mit ihr.

Natürlich steigerte dieß die Erbitterung ihrer Gegner nur noch mehr; es bildete sich eine Verschwörung, an deren Spitze die Königin Juliane, des Königs Bruder, Prinz Friedrich, und der intriguante und herrschsüchtige Graf Ranzau standen. In der Nacht vom 16. Januar 1772 gedieh das Komplott zur Reise. Die Verschworenen drangen in das Schlafgemach des Königs, schüchterten den schwachen, an häufiger Geistesabwesenheit leidenden Monarchen durch Vorspiegelung einer sein Leben bedrohenden Verschwörung ein und drangen auf die Verhaftung Karolinen's, Struensee's und seines ganzen Anhangs. Christian willigte in Alles. Der rohe Ranzau, welchen Struensee früher begünstigt, welchen er als Rath und Vertrauter benutzt, der aber jetzt selbst nach dem Portefeuille dürstete, welches ihm die Gegenpartei versprach - stürzte mit gezogenem Degen in das Schlafcabinet der Königin, weckte sie mit Schimpfworten, und befahl ihr, sich anzukleiden und einen bereitstehenden Wagen zu besteigen. Mit einem Blicke übersah Karoline die schreckliche Wendung ihres Geschickes, sie nahm den Säugling, der neben ihr in einer Wiege schlummerte, auf den Arm und folgte unter Thränen dem harten Gebote. Keine ihrer Dienerinnen hatte man ihr mitzunehmen gestattet. Ein Officier brachte sie nach der Festung Kronenburg.

Zu gleicher Zeit wurden auch Struensee und seine Anhänger in Ketten gelegt und ihnen als Hochverräther der Prozeß gemacht. Dieß genügte aber den Verschworenen noch nicht; ihr Verfahren sollte auch vor der Welt gerechtfertigt erscheinen, man mußte der gestürzten Königin ein Verbrechen andichten. Sie wurde eines verbrecherischen Umgangs mit Struensee beschuldigt; aber man bedurfte dazu auch eines Geständnisses. Es wurde jetzt der unglücklichen Fürstin in ihrem Gefängnisse vorgestellt, wie sie nur durch ein solches Geständniß Struensee vom Henkertode retten könne. Karoline, gebrochen an Körper- und Seelenkraft, eingedenk der Wohlthaten, welche sie Struensee zu verdanken hatte, der ihr ja den Sohn durch seine ärztliche Kunst vom Tode gerettet, wollte lieber ihren Namen befleckt, als sein Haupt unter Henkers Hand fallen sehen. Zitternd ergriff sie die Feder, zeichnete zwei Buchstaben ihres Namens; aber da empörte sich in ihr die ganze Würde reiner Weiblichkeit, sie sank ohnmächtig zu Boden. Der Vorsitzende der Commission, eine Kreatur der Gegenpartei, ergriff die Feder, vollendete den Namenszug und besiegelte das Document der Schmach. - Doch nicht genug! Die Tücke der Feinde war nicht geneigt, Wort zu halten, sie zitterte vor einem Tage der Rache; man war zu weit gegangen: Ein blutiger Akt sollte der Handlung der finstersten Bosheit den Stempel der Gerechtigkeit aufdrücken.

Struensee wurde den 28. April 1772 enthauptet und sein Leib auf das Rad geflochten. Noch auf dem Blutgerüste betheuerte er laut und wiederholt seine und der Königin Unschuld und beschwur seine Aussage in die Hände des Bischofs Münter, der ihn zum Tode vorbereitet hatte. - Noch ein edleres Haupt aber sollte fallen, die herzlosen Feinde wollten auch Karolinen dem Schaffot überliefern; der englische Gesandte, Ritter Keith, jedoch hielt sie durch seine ernsten Drohungen mit der Rache Englands von diesem Vorhaben ab.

Karoline wurde von dem Könige getrennt und zog nach Celle im Hannöverschen, wo sie in der tiefsten Eingezogenheit lebte und den größten Theil ihres Einkommens zu wohlthätigen Spenden benutzte. Nicht lange mehr trug sie die Last eines früh vergifteten Daseins; das Mark ihres Lebens hatte der Gram aufgezehrt, die junge Blüte welkte in der Sehnsucht nach einer neuen Heimath; die Erde konnte ihr Nichts mehr geben! Sie starb an den Folgen eines gebrochenen Herzens den 10. Mai 1775, erst 24 Jahre alt, nachdem sie vorher ihrem Beichtvater ihre Unschuld im Angesichte des Todes betheuert hatte.

Die Einwohner Celle's, deren wohlthätiger Engel sie gewesen, errichteten ihr im dortigen Park ein Denkmal. Die strenge Sittenwächterin, Geschichte. hat längst den Flecken von Karolinen's Namen, welchen die Arglist und Bosheit daran geheftet, hinweggewischt, und die Schmach ist auf die Urheber ihres. Unglücks zurückgefallen. Karoline Mathilde starb den Tod einer Martyrin. Ihr Sohn, der jetzige König von Dänemark, erbte nicht das Unglück seiner Mutter, aber alle die Tugenden der Milde, Leutseligkeit des Geistes und des Gemüthes, welche sie einst schmückten! Karolinen's und Struensee's tragisches Geschick hat dem Dichter Michael Beer Stoff zu einer gelungenen Tragödie geliefert. Eine Novelle in der Penelope von Henr. von Hohenhausen behandelt dasselbe Thema, das für die Poesie jedoch noch nicht allseitig erschöpft ist.

(Karoline Mathilde, Königin von Dänemark. Eintrag im Damen-Conversations-Lexikon, 1834-38, Bd. 6, S. 70 ff.)


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Die große Reise

Der alten Geister fauler Fluch

breitet aus sein Leichentuch

mit triumphierender Gebärde.

Die Hand, die man ihm nahm,

die mir einst Treu und Wort gegeben,

sie fällt auf junge Erde,

daß eine Zukunft lebe,

neue Welt die Träume erbe.

Entfernt mich nicht die weite Reise

von seinem freien Herz,

dass ich auf ewig jünger werde,

jünger als mein Schmerz.

(J.M.L. 2018)


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